Fortbildung zu „Mind the App“ mit Thomas Strasser in Stuttgart

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Nachdem wir uns seit fast zwei Jahren virtuell des Öfteren begegnet waren, hatte ich nun endlich die Möglichkeit, Thomas Strasser live zu erleben. Auf seiner Deutschlandtour zu „Mind the App“ vom 18.-22.11.2013 machte er u.a. auch Halt in Stuttgart und bot am Stadtmedienzentrum Stuttgart einen Workshop zu seinem hervorragenden  Buch „Mind the App“ an.

Thomas1-1Credits: PetiteProf79 | CC BY-SA 4.0 International

Zu Beginn gab es einen kurzen Vortrag zum Thema „Educational Apps“. Hier betonte Thomas Strasser mehrfach, dass es nicht darum geht immer das neueste Tool zu verwenden, sondern dass der pädagogische und didaktische Mehrwert den Einsatz eines jeden Tools rechtfertigen muss.

Natürlich sind die sogenannten „neuen“ Medien vor allem dann Gesprächsthema, wenn es wieder einmal zu Ausschreitungen aufgrund von fälschlicherweise öffentlichen Facebook-Geburtstagsparties gab oder wenn es um negativ besetzte Themen wie Cybermobbing geht. Ebenso selbstverständlich ist, dass das Internet nicht nur positive Seiten hat. Findet man jedoch die Balance zwischen gut und böse und weiß die Vorzüge des Internets konstruktiv zu nutzen, ohne die Gefahren aus dem Blick zu verlieren und sich vor ihnen zu schützen, dann spricht nichts gegen seinen Einsatz in der Schule.

Die vielzitierte Angst, dass die neuen Medien danach trachten, die „alten“ Medien zu verdrängen, ist keineswegs gerechtfertigt. Vielmehr ist es so, dass die digitalen Medien den Umgang mit den traditionellen Medien unterstützen können, da sie z.B. in der Grundschule auch dabei helfen können, (überall und jederzeit) Schreiben und Lesen zu lernen. Dies beruht unter anderem auch auf der Tatsache, dass es sich beim Web 2.0 um ein partizipatives Medium handelt, das weit mehr Potenziale bietet als nur zu konsumieren, indem man Dokumente downloadet oder Informationen sucht. Um selbst Produzent zu werden, muss man schon längst kein Informatikexperte mehr sein. Somit mutierte der Internet-Konsument in den letzten 15-20 Jahren zum „Prosumenten“, der sowohl konsumiert, als auch – im Idealfall auf Basis des Konsumierten – produziert. So kommt ein Kreislauf zustande, der allen Internetusern zugutekommt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Internet allein kein Wundermittel ist, dass es jedoch durchaus seine Daseinsberechtigung in der Schule – und zwar in jedem Fach – hat, sofern sein Einsatz einen pädagogisch-didaktischen Mehrwert hat.

Das Internet ist Teil der Lebensrealität der heutigen Jugend und man darf als Lehrer nicht einfach die Augen vor dieser Realität verschließen. Vielmehr sollte man sie kritisch reflektieren und dann im Einklang mit diesen Reflexionen den Medieneinsatz zum Teil des Schulalltags machen. Dabei darf man jedoch nicht vergessen, dass es die sogenannten „digital natives“ nicht gibt und die „digital literacy“ sich nicht auf die Anwendung eines Geräts beschränkt. (Das wäre genau so als wenn man ein Kind vor eine Waschmaschine setzten und erwarten würde, dass es weiß, wie es seine schmutzige Kleidung waschen kann.) So gibt es im heutigen Internet aufgrund seiner partizipativen Natur eine große Menge an Daten, mit denen man umzugehen lernen muss. Dazu gehört zum einen die Fähigkeit, die Spreu vom Weizen zu trennen und beurteilen zu können, wie vertrauenswürdig eine Seite oder eine Quelle ist, die man im Internet findet. Ebenso muss man Arbeitstechniken lernen, um digitale Inhalte richtig zu lesen und deren Inhalte ggf. zu verifizieren, also kritikfähig zu sein.

Die Zukunft des Internets (wie auch der Schule als momentan noch sehr rigides System) ist ungewiss und wir können daher nur unsere eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten im Umgang mit den Medien als Ausgangspunkt dafür nehmen, wie wir es im schulischen Kontext anwenden – mit ein Grund dafür, wieso die zukünftige Lehrergeneration diesbezüglich ausgebildet werden muss.

Im Anschluss an den Plenarvortrag bekamen wir das Prinzip der Educational Apps präsentiert. Hier brachte Thomas Strasser es relativ kurz und bündig auf den Punkt: Educational Apps sind interaktiv, kreative, personalisierbar, kollaborativ, authentisch und zeitgeistig und bieten unter anderen auch die Möglichkeit, die interkulturelle Kompetenz und die Medienkompetenz zu schulen.

Besonders gut gefielen mir hier erwähnte Ideen wie die Verwendung von viralen Videos, um u.a. das present progressive zu üben (z.B. wenn man den Ton des Videos stumm schält und beschreiben lässt, was passiert oder wenn man Standbilder beschreiben lässt), den Einsatz von Tricider um kontroverse Themen zu diskutieren, ToonDoo um die SchülerInnen kreativ mit Sprache umgehen zu lassen, Cueprompter um präsentieren zu lassen (Steigerung der Schwierigkeit: Infos, die im Text falsch stehen beim Reden zu korrigieren), Edupad um nicht nur kollaborativ zu schreiben, sondern auch den Schreibprozess zu verfolgen und Padlet um if-Sätze zu wiederholen.

Allgemein kann man sagen, dass man mit Hilfe von Educational Apps die SchülerInnen produktiv und kreativ arbeiten lassen kann, wobei der Mehrwert darin liegt, dass die SchülerInnen orts- und zeitunabhängig arbeiten können und auch von der kollektiven Intelligenz profitieren lassen kann.

Auch wenn ich viele der Tools schon kannte, war diese Fortbildung überaus bereichernd für mich, da ich wieder einmal neue Ideen bekommen habe. Zudem fand ich den Workshop dank der Balance zwischen Vortrag und Praxis sehr gelungen. Schließlich fand ich es wirklich schön, Thomas endlich einmal kennenzulernen und festzustellen, dass er in Wirklichkeit noch sympathischer ist als er es schon in seinen Online-Vorträgen war. Ich hoffe, dass dies nicht das letzte Treffen war und kann sowohl sein Buch „Mind the App“ als auch seine Workshops und Fortbildungen nur empfehlen.

Danke, Thomas, für einen informativen und schönen Nachmittag. 🙂

 

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