Modellversuch: Einsatz von mobilen Endgeräten im regulären Fremdsprachenunterricht

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Bei der Verleihung des Schülermedienpreises 2013 im März diesen Jahres wurde ich von den Veranstaltern auf den Medienkompetenz-Fund der Initiative „Kindermedienland BW“ hingewiesen. Er ist für die Unterstützung von medienpädagogischen Maßnahmen gedacht.

Mit dem Medienkompetenz-Fund sollen Maßnahmen unterstützt werden, die die Medienkompetenz von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen in Baden-Württemberg nachhaltig stärken. Dabei soll die Vorreiterrolle des Landes Baden-Württemberg im Bereich innovativer und kreativer Medienkompetenzprojekte unterstrichen werden. Denkbare Verwendungsmöglichkeiten sind z.B. die Anschaffung von Geräten, der Druck von Flyern oder die Finanzierung von Exkursionen. (Quelle)

Die Fördersumme beträgt bis zu 1000€.

Da ich schon lange mit meinen Schülern den richtigen Einsatz von mobilen Endgeräten zum Fremdsprachenlernen einüben wollte, entwarf ich eine Projektidee, die es meinen SchülerInnen im nächsten Schuljahr ermöglichen soll, das ganze Schuljahr über Tablets unterrichtsbegleitend zu nutzen (Wörter nachschlagen, Recherche, Hör/Sehverstehen…), so den Mehrwert von mobilen Endgeräten kennenzulernen und motiviert zu werden, selbstbestimmt(er) zu lernen – zu Hause ggf. mit ihren allgegenwärtigen Smartphones.

Ich möchte meinen Schülern der Klassen 8 bis Kursstufe 1 vor allem den selbstverständlichen, alltäglichen Umgang mit mobilen Endgeräten zu schulischen Zwecken vermitteln. Dies soll den Unterricht interessanter, zielführender, zukunftsorientiert und vor allem interaktiver gestalten. Indem sie mit Hilfe von installierten Wörterbuch-Apps einfach Wörter zum Textverständnis oder fürs eigenständige Sprechen nachschlagen, ohne großen Aufwand multimediale Inhalte zum Hör- und Sehverstehen nutzen, Monologe und Dialoge oder sogar kleine Videos aufnehmen und notwendige Rechercheaufträge mit einem Handgriff erledigen können, wird die aktive Sprachbeherrschung gefördert, der Anteil der Auseinandersetzung mit authentischen Sprachsituationen größer, der eigene Anteil am Lernen wächst und das Lernen wird individueller (im Gegensatz zum lehrerzentrierten Unterricht). Des Weiteren wird auch das Methodentraining dadurch einfacher, es können aktuelle Themen zeitnah behandelt werden und nicht zuletzt ist es möglich, an kleinen handlungsorientierten Projekten zu arbeiten, die den Sprechanteil des einzelnen Schülers um ein Vielfaches multiplizieren können. Schließlich ist auch die Zusammenarbeit mit Hilfe von Tablets möglich (z.B. durch Nutzung von TitanPad o.ä.)

Um dies alles zu erreichen, ist es notwendig, dass ich – so lange noch kein Klassensatz Tablets für die Schüler angeschafft werden kann oder sich BYOD durchsetzt – in all meinen Unterrichtsstunden mindestens 5 Tablets zur Verfügung habe, die ich den Schülern für die Dauer der Unterrichtsstunde in kleinen Gruppen oder auch einzeln überlassen kann – und dies über ein gesamtes Schuljahr hinweg. Nur so können sie nachhaltig den alltäglichen Umgang damit trainieren. Außerdem kann ich mit Hilfe dieser Geräte meine Schüler aus der (vorausichtlich) 8. Klasse bei ihrer Arbeit am geplanten virtuellen Austauschprojekt „Un autre monde“ besser unterstützen (hier soll u.a. mit den Partnern in Frankreich unmittelbar korrespondiert werden, es sollen Dialoge aufgenommen werden usw.) und auch dem in diesem Jahr zum ersten Mal durchgeführten Austausch mit einer Schule in Paris wären die Geräte zuträglich. Sie würden es uns erlauben, den Austausch unmittelbarer zu dokumentieren und vor Ort am gemeinsamen Projekt (dieses Jahr „J‘entends et je vois Paris / Ich höre und sehe den Schwarzwald“) zu arbeiten.  

Die Zielgruppe des Projekts sind momentan meine 6 Fremdsprachenklassen (Stufen 8 bis Kursstufe 1, Alter 13-18). Ich halte es für notwendig, exemplarisch zu zeigen, wie der Einsatz von Tablets nachhaltige Auswirkungen auf das Lernverhalten und die Methoden- sowie Medienkompetenz haben kann. Dafür ist es nötig, diese Schülergruppen jede Stunde mit den Geräten arbeiten zu lassen, da es sich hierbei nicht nur um eine zeitlich begrenzte Projektarbeit handelt, sondern um die Nutzung mobiler Endgeräte im Alltag, in meinem Fall zur Unterstützung des Lernens von Fremdsprachen.

Der Umgang mit in der heutigen Welt allgegenwärtigen mobilen Endgeräten ist mittlerweile integraler Bestandteil der Medienwelt. Mobile Endgeräte vereinen eine Reihe an Funktionen, die früher nur mit einer Kombination aus unterschiedlichen und teils sperrigen Geräten möglich war. Laut verschiedensten Studien (z.B. JIM-Studie 2013) verfügen immer mehr Schüler über mobile Endgeräte und nutzen das Internet mobil. Allerdings heißt dies noch lange nicht, dass sie damit richtig und produktiv umgehen können oder dass sie alle (gute) Geräte besitzen. Die Schüler an meiner Schule haben z.B. nicht alle ein Smartphone, welches sie im Unterricht nutzen könnten. Zumal es eine gewisse Anzahl an verschiedenen Betriebssystemen gibt, was den Einsatz im Unterricht recht schwierig gestalten könnte. Die Förderung der Medienkompetenz in der Schule wird seit Mitte der Neunzigerjahre gefordert, sie findet sich im Bildungsplan von 2004, in den Schlüsselkompetenzen zum lebenslangen Lernen und wird im Bildungsplan 2015 noch mehr Gewicht bekommen. Medienkompetenz ist für mich nicht die Beherrschung der Technik, sondern der problemorientierte und produktive Umgang mit digitalen Medien, u.a. aber nicht nur dem Internet – welches zunehmend mobil ist. Ich halte es für unabdingbar, Schülern den Umgang mit diesen Medien aktiv, d.h. durch unmittelbare Anwendung, beizubringen, sie deren Vorteile nutzen zu lassen, ihnen deren Mehrwert zu vermitteln, ihnen auch Arbeitstechniken und Methoden zu zeigen, wie man mit der Datenflut kritisch umgehen kann. All dies natürlich ohne Themen wie Datenschutz und Cybermobbing aus den Augen zu verlieren.

Nachdem ich die Zusage für die Unterstützung von 1000€ vom Kindermedienland BW bekommen hatte, habe ich mich genauer auf dem Tablet-Markt umgesehen und mich dafür entschieden, fünf Samsung Galaxy Note 8.0 in der W-Lan-Version anzuschaffen. Obwohl es sich dabei um ein Auslaufmodell handelt, halte ich es für meine Zwecke am geeignetsten. Nicht nur können mit den nativen Samsung-Apps wie dem Srapbook Collagen aus verschiedenen Medien erstellt werden, sondern es verfügt über allerhand praktische Zusatzfunktionen sowie die Möglichkeit, mit einem Stift zu arbeiten. Selbst die Handschrifterkennung ist sehr gelungen. Jedoch ist es so z.B. auch möglich, Arbeitsblätter handschriftlich zu bearbeiten und Bilder zu beschriften. Das Ganze kann dann per Screen Mirroring und meinen Samsung AllShareCast-Dongle per Beamer mit der Klasse kabellos geteilt werden. Ich selbst verfüge über den großen Bruder des 8-Zoll-Tablets, das Galaxy Note 10.1 2014, und bin damit sehr zufrieden. Die einzige Voraussetzung für die Umsetzung des Projekts ist die stetige Verfügbarkeit eines Raums mit W-Lan und Beamer (wenn letzteres fehlen sollte, werde ich versuchen, mit meinem Pico-Beamer zurecht zu kommen) und einer Aufbewahrungs- und Lademöglichkeit. Die SchülerInnen werden im nächsten Schuljahr zur besseren Durchführung des Konzeptes wahrscheinlich an Gruppentischen / Lerninseln im Klassenzimmer sitzen – je nach Klassengröße in voraussichtlichen Gruppengrößen von 3-5 SchülerInnen.

Sollte sich das Projekt als erfolgreich erweisen, wäre es im Anschluss dann vielleicht möglich, sich konkreter mit der Einrichtung einer Tablet-Klasse auseinanderzusetzen.

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