Online-Fortbildung LPM Saarbrücken: Devenir un professeur de langues Web 2.0 en 10 leçons (Chris Jaeglin)

0

Am 19.4.2012 fand online wieder einmal eine hervorragend organisierte und durchgeführte Online-Fortbildung des LPM Saarbrücken statt. Moderiert wurde sie wie stets kompetent und motivierend von Jürgen Wagner.

Chris Jaeglin, den ich selbst beim Colloque CyberLangues 2011 kennen und schätzen gelernt habe, ist ein engagierter Deutschlehrer aus dem Elsass, schreibt Artikel für das Café Pédagogique und unterhält einen Blog und eine eigene Webseite. Ebenso kann man ihn bei Twitter finden.

In der Fortbildung wurde die Nutzung des Web 2.0 im Fremdsprachenunterricht erläutert und es wurden nützliche Internetwerkzeuge vorgestellt, um die man als moderner Fremdsprachenlehrer nicht herum kommt. Vervollständigt wurde die Fortbildung durch konkrete Beispiele und spannende Diskussionen unter Kollegen.

Zu Beginn wurde nochmals kurz der Begriff Web 2.0 gegenüber dem Web 1.0 und dem Web 3.0 abgegrenzt. Das Web 1.0 entstand in den frühen 90er-Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts. In dieser Anfangsphase des Internets handelte es noch um ein Medium, welches dem Nutzer hauptsächlich erlaubte, statische Seiten aufzurufen, um Informationen abzurufen. Mit anderen Worten, die Funktion des Nutzers war die eines Lesers. Anfang des 21. Jahrhunderts wurde das Web 1.0 vom Web 2.0 abgelöst. Der Nutzer entwickelte sich langsam vom Konsumenten zum Schaffenden. Internetseiten wurden zunehmen dynamisch, wurden mit neuen Inhalten aktualisiert und die Interaktion zwischen den Internetnutzern wurde immer wichtiger, bis hin zur Entstehung der Bloggerkultur und der Gründung von sozialen Netzwerken wie Facebook. Wir befinden uns momentan noch im Zeitalter des Web 2.0, wobei schon heute das Web 3.0 theoretisiert wird. Laut Expertenmeinungen wird sich das Internet zu einem semantischen Netz entwickeln, das äußerst mobil und auf den Nutzer zugeschnitten ist. D.h. schon in wenigen Jahren könnte „unser“ Internet uns gut genug kennen, um uns stets mit für uns interessanten Weblinks und – dank seiner Präsenz in unserer Hosentasche (oder Handtasche :)) und der aktivierten GPS-Ortung – Informationen über unseren Interessen entsprechende Events und Freizeitbeschäftigungen in unserer Umgebung versorgen.

Ob wir dieser Entwicklung eher in freudiger Erwartung oder mit Skepsis begegnen sollten, bleibt eine offene Frage, wird sie doch aller Wahrscheinlichkeit nach von uns verlangen, dass wir noch mehr unserer Privatsphäre aufgeben. Ich persönlich bin trotz meiner Präsenz im WWW und bei relativ vielen großen Diensten und sozialen Netzwerken sehr darauf bedacht, gewissen Firmen (wie z.B. Google) wissentlich nicht zu viele Daten über mich zur Verfügung zu stellen. Doch obwohl ich vornehmlich Dienste nutze, die die Möglichkeit bieten, die Privatsphäre selbst zu bestimmen, so ist mir in letzter Zeit – vor allem bei der „Vereinfachung“ der Nutzungsbedingungen von allen zu Google gehörenden Diensten – aufgefallen, wie viele Dienste doch im Grunde zusammen gehören und somit mehr über mich wissen, als ich in den letzten 15 Jahren willentlich zur Verfügung gestellt hätte. Doch obwohl ich mich nach wie vor weigere, z.B. Google+ mehr Daten über mich zur Verfügung zu stellen als mir für die Förderung meines Blogs unbedingt notwendig erscheint, so bin ich mir auch darüber im Klaren, dass ich wählen muss zwischen allzu großer Vorsicht und den Vorteilen, die ich aufgrund der Freigabe bestimmter Daten nutzen kann. Solange die Kosten-Nutzen-Bilanz zu meinen Gunsten ausfällt, bin ich gerne bereit, eine gewisse „Freizügigkeit“ mit bestimmten persönlichen Daten walten zu lassen – stets unter der Voraussetzung, dass mein Online-Ruf dadurch keinen Schaden nimmt und meine Daten doch noch relativ sicher vor Missbrauch sind – auch wenn man vor einem Sicherheitsleck nie gefeit ist. Menschen, die die Vorteile des Internets nutzen wollen, jedoch nicht bereit sind, seine Nachteile in Kauf zu nehmen leben für mich jenseits der Realität…

1. Lektion: Informationsbeschaffung

Um sich über neue Entwicklungen im Bildungsbereich, neue Werkzeuge und pädagogisch wertvolle Projekte zu informieren, gibt es u.a. folgende Möglichkeiten:

Ich selbst nutze bisher vornehmlich Twitter und Jürgen Wagners Fremdsprachen-Newsletter, da beide mir in kompakter Form für mich interessante Informationen liefern. Besonders meine Twitter-Timeline schaue ich mir auch häufig in Pausen (z.B. wenn meine Schüler mit einem Arbeitsauftrag beschäftigt sind, bei dem sie mich nicht brauchen) auf dem Tablet durch und nehme interessante Beiträge  in meine Favoritenliste auf, um sie später genauer anzuschauen. Wenn ein neuer Newsletter von Jürgen Wagner herausgegeben wird, so erfahre ich dies meist über Twitter und speichere interessante Beiträge in der Favoritenleiste meines Browsers (in einen dafür vorgesehenen Ordner) ab, um sie ebenfalls später genauer anzuschauen.

Durch diese kompakte Form der Information findet man hier und da auch einen interessanten Blog oder eine informative Webseite, die man dann in den eigenen RSS-Feed übernehmen kann.

Das Problem von RSS-Feeds und auch Twitter ist allerdings, dass man hin und wieder „ausmisten“ muss, um wirklich nur verwendbare Informationen zu erhalten, da man sonst mit der Zeit von den sich ansammelnden Neuigkeiten erschlagen wird. Den Anspruch, alles mitbekommen zu wollen, sollte man in dieser Zeit der Informationsflut lieber schnell hinter sich lassen. Ich suche auch nach wie vor noch nach einer guten Alternative zum Google-Reader – den ich momentan für die Überwachung der Tweets meiner SchülerInnen benutze und in den ich meine beruflichen Feeds daher aus Übersichtlichkeitsgründen nicht aufnehmen möchte. Den Google-Reader werde ich allerdings spätestens zum nächsten Schuljahr auch ersetzen müssen, da er seit einiger Zeit nicht mehr erlaubt, einzelne Listen öffentlich zu machen – eine Funktion, die ich bisher verwende, um die Beiträge von einzelnen Klassen auf meiner Webseite einzubinden.

Ich denke, dass ich mir in nächster Zukunft einmal Netvibes und ähnliche Dienste genauer anschauen werde. Bisher war mir diese Möglichkeit nicht bekannt, RSS-Feeds online zu sammeln und zu teilen und ich denke, dass wenn man die erste, sicherlich arbeitsintensive, Hürde genommen hat und alle Feeds integriert sind, so eine echte Zeitersparnis in der Informationsbeschaffung feststellen lassen wird. Des Weiteren finde ich den Netzwerk-Charakter sehr attraktiv, da man so nicht mehr nur „Einzelkämpfer“ ist, sondern konstruktiv mit anderen zusammenarbeiten kann. Schließlich ist die Verfügbarkeit auch außerhalb der eigenen vier Wände ebenfalls als sehr positiv zu werten.

Ideal wäre natürlich ein Dienst, der es erlaubt, die im Browser abonnierten RSS-Feeds zu importieren und zugleich die Möglichkeit bietet, einzelne selbst erstellte Feed-Sammlungen per RSS für andere zugänglich zu machen.

2. Lektion: Informationen teilen

Einer der wichtigsten Aspekte des Web 2.0 ist die Tatsache, dass man nicht nur Nutzer, sondern auch aktiver Mitgestalter ist und sich in verschiedenen Netzwerken bewegt. Daher gehört auch das Teilen von Informationen mit Gleichgesinnten zu den wichtigen Praktiken eines jeden modernen Fremdsprachenlehrers. Wenn man sich erst einmal sein eigenes kleines Netzwerk geschaffen hat, profitiert jedes Mitglied gleichermaßen und da wir meist Mitglied in verschiedenen Netzwerken sind, werden auch diese Netzwerke untereinander vernetzt und nähren sich gegenseitig, indem sie Informationen verbreiten.

Zu den Möglichkeiten, Informationen weiterzugeben, gehören:

  • Blogs und deren RSS-Feeds, z.B. Chris Jaeglin, Jürgen Wagner, PetiteProf79
  • Dienste wie JOGtheWEB, die es erlauben, Linklisten zu teilen, aber auch die Möglichkeit bieten, eine interaktive Schnitzeljagd für Schüler zu konzipieren – es fehlt jedoch die Möglichkeit, Dokumente einzubinden
  • Pearltrees, das ebenso dazu dient Linklisten zu erstellen, hier jedoch kollaborativ
  • ScoopIt, ein Werkzeug zur digitalen Kuration von interessanten Inhalten, z.B. Chris Jaeglin, Jürgen Wagner, PetiteProf79
  • Authorstream, wo man Präsentation wie diese hier ablegen kann:

Was diese Sharing-Methoden angeht, so habe ich bisher Erfahrung mit Blogs und bin gerade dabei, mich mit ScoopIt zu befassen. ScoopIt bietet mir die Möglichkeit, während des Surfens im Internet Informationen zu sammeln und sofort weiterzugeben (so wie dies auch bei Twitter, Facebook und Google+ natürlich der Fall ist – lediglich die Aufmachung entspricht eher der einer niemals ausgelesenen Zeitung:)). Neue Scoops kann ich automatisch über mein Twitter-Konto, meine Facebook-Page, mein LinkedIn-Profil, meinen Blog usw. veröffentlichen (allerdings bisher nicht auf Google+!).

Vorteil ist also die schnelle und komfortable Weitergabe von Informationen.

Der Nachteil bei der parallelen Nutzung von Diensten ist jedoch, dass Kollegen, die mir auf mehreren Kanälen folgen unweigerlich Informationen in doppelter bis fünffacher Ausführung erhalten. Daher habe ich mich zumindest dagegen entschieden, die Scoops an meinen Blog weiterzuleiten, der vornehmlich dazu dienen soll, meine eigenen Projekte und Rezensionen zu Fortbildungen publik zu machen – die Scoops erscheinen dann automatisch sowieso in der Sidebar, wo sowohl meine Tweets als auch Neuigkeiten meiner Facebook-Seite veröffentlicht werden. Da ich momentan noch nicht allzu viele Follower habe, spamme ich so trotzdem niemanden zu. Ich denke jedoch, dass ich mich mit der Zeit für oder gegen bestimmte Dienste als „Hauptwerkzeug“ entscheiden und nur noch von einem Dienst ausgehend alle anderen speisen werde.

JOGtheWEB werde ich eventuell einmal austesten, um mit meinen Schülern ein WebQuest zu veranstalten und spätestens wenn ich meinen Vortrag bei CyberLangues in Aix-en-Provence (21.-23.8.2012) gehalten habe, werde ich nicht umhin kommen, meine Präsentation irgendwo online abzulegen und mich näher mit Diensten wie Authorstream befassen.

Lektion 3: Organisation

Bereits aus den ersten beiden Lektionen wird ersichtlich, dass es bei der Fülle an nützlichen Informationstools unabdingbar ist, sich irgendwie zu organisieren, um zum einen zeitsparend selbst Informationen zu konsumieren, zum anderen mit wenig Aufwand die nützlich erscheinenden Informationen weiterzugeben.

Um eingehende Informationen übersichtlich darzustellen bieten sich personalisierte Startseiten, wie z.B. iGoogle, an. Hier kann man mit Hilfe von Gadgets ein oder mehrere Seiten zusammenstellen, die man von jedem beliebigen Computer aus konsultieren kann. So kann man z.B. RSS-Feeds sammeln, sein Email-Postfach im Auge behalten, schnell auf GoogleDocs oder die Dropbox zugreifen usw. Klickt man dann bestimmte Links an, so kann man die so aufgerufenen Webseiten nach Installation einer Browsererweiterung – wie z.B. das AddThis-AddOn verschiedener Browser – mit einem Mausklick an unzählige Dienste wie Blog, Twitter, Facebook usw. weiterleiten.

Ich selbst kannte beide Möglichkeiten bisher noch nicht, sondern sammelte Informationen mit Hilfe verschiedener Anwendungen (RSS-Aggregatoren, Desktop-Gadgets, usw.) und bediente mich zur Diffusion der so gesammelten Informationen der auf den meisten Webseiten zur Verfügung gestellten Sharing-Buttons. Der Vorteil, dass Dienste wie iGoogle die Informationen überall zugänglich machen, wird mich wohl in nächster Zeit dazu bewegen, mich eingehender mit personalisierten Startseiten auseinanderzusetzen. Das AddThis-AddOn habe ich in den letzten drei Tagen bereits zu schätzen gelernt.

Lektion 4: Weiterbildung

Weiterbildung ist besonders bei einem sich so schnell entwickelnden Medium wie dem Internet einer der Knackpunkte des erfolgreichen Arbeitens. Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es viele:

  • Blogs (s.o.)
  • Vlogs mit Tutorials, wie zum Beispiel Russell Stannards TTV 
  • Onlinefortbildungen wie die des LPM (in Kooperation mit dem IQSH), der Virtuellen PH Österreich und von Webseiten wie Classroom 2.0 LIVE
  • Spezialisierte Präsenzfortbildungen wie CyberLangues

Hier muss ich sagen, dass ich bereits die meisten dieser Kanäle kenne und gerne nutze. Mit Vlogs habe ich mich bisher noch nicht befasst, jedoch informiere ich mich über ausgewählte Blogs über Neuerungen und habe auch meinen eigenen Blog, der hoffentlich einigen KollegInnen nützliche Tipps und Ideen vermittelt. Des Weiteren besuche ich regelmäßig Online-Fortbildungen verschiedenen Anbieter (s. meine Rezensionen) und bin seit 2011 auch Mitglied von CyberLangues. Letztes Jahr war ich Teilnehmerin dort, in diesem Jahr werde ich sogar selbst ein Projekt vorstellen.

Der Nutzen von Blogs und Vlogs dürfte hinreichend klar sein: Kollegen helfen Kollegen und tauschen so Ideen aus.

Der Vorteil von Online-Fortbildungen liegt darin, dass man ortsunabhängig und ohne großen Aufwand an Fortbildungsmaßnahmen von Experten auf ihrem Gebiet teilnehmen kann. Des Weiteren bieten solche Fortbildungen ein Forum für Diskussionen unter Gleichgesinnten, sowie die Möglichkeit, das beruflichen Netzwerk auszubauen, indem man Kontakte knüpft.

Allerdings haben auch Präsenzveranstaltungen ihren Reiz, da man sich mindestens einmal im Jahr trifft, um die oftmals schon virtuell bestehenden Kontakte zu pflegen und sich in einer angenehmen Atmosphäre an verschiedenen Schauplätzen besser kennenzulernen.

Natürlich besteht bei all diesen Möglichkeiten zum einen die Qual der Wahl, da das Angebot zuweilen erschlagend ist. Des Weiteren gibt es große Qualitätsunterschiede zwischen einzelnen Fortbildungen. Abhängig davon, wie gut die Referenten ausgewählt wurden und ob es eine Moderation gibt oder die Referenten die Veranstaltung allein betreiben, habe ich in den letzten Monaten zu schätzen gelernt, wie gut Jürgen Wagner die Fortbildungen des LPM moderiert und animiert. Die Atmosphäre ist hier meist etwas angenehmer als bei Fortbildungen, die ohne Moderation stattfinden.Allerdings hängt die Qualität (und damit der praktische Nutzen) einer Fortbildung natürlich auch sehr stark von den Fähigkeiten des Referenten ab – sowohl im fachlichen als auch im methodischen Bereich. Meist wird innerhalb der ersten Minuten einer Fortbildung deutlich, ob man es mit jemandem zu tun hat, der sich auf seinem Gebiet gut auskennt und der es gewohnt ist, Vorträge zu halten oder ob man die nächsten 60-90 Minuten mit einem Referenten zu tun hat, der das eine oder das andere nicht ganz so gut beherrscht.  Dies gilt natürlich auch für Präsenzveranstaltungen, jedoch ist der Vorteil bei einer Online-Fortbildung der, dass man bei Nichtgefallen einfach den Meetingraum verlassen kann, während bei einer Präsenzveranstaltung die Hemmschwelle, dies zu tun, vermutlich höher ist – u.a. auch weil man eventuell extra angereist ist, um teilzunehmen. Ein weiterer Vorteil der Online-Fortbildung ist die Themenvielfalt, da hier nicht so sehr der Mainstream anvisiert ist, sondern vornehmlich eher (heute noch) exotischere Themen behandelt werden. Hier und da bieten sich dann Anknüpfungspunkte, die die einzelnen Themen zu einem größeren Themenkomplex vereinen. Schließlich werden Online-Fortbildungen immer häufiger aufgezeichnet und können somit auch asynchron „besucht“ werden, sollte man einmal keine Zeit haben, sich abends vor den Computer zu setzen und direkt teilzunehmen.

Und so sieht die Aufzeichnung einer gelungenen Online-Fortbildung aus: Devenir und prof de langues Web 2.0

5. Lektion: Zusammenarbeiten und zusammenarbeiten lassen

Möglicherweise ausgehend von der Idee der kollektiven Intelligenz ist es in der heutigen Zeit zunehmend wichtig, dass man teamfähig ist und mit anderen Menschen, die auf dem gleichen Gebiet tätig sind, zusammenarbeiten kann. Für den modernen Lehrer gilt es hier, zwei Dimensionen zu vereinen: zum einen sollten wir selbst dazu fähig sein, mit Anderen zusammenzuarbeiten, zum anderen sollten wir auch fähig sein, diese dank der vorhandenen Praxis ausgebildete Fähigkeit an unsere SchülerInnen weiterzugeben.

Auch wenn ich selbst zugegebenermaßen bisher bis auf wenige Ausnahmen eher eine „Einzelkämpferin“ war, so habe selbst ich inzwischen begriffen, dass man mit den richtigen Partnern durchaus konstruktiv zusammenarbeiten kann. Anders als ich es lange Zeit annahm, liegt die Tatsache, dass ich prinzipiell lieber alleine arbeite, nicht darin begründet, dass ich ein „unsozialer“ oder rechthaberischer Mensch wäre oder gar denke, dass ich nur so zu einem möglichst perfekten Ergebnis komme. Vielmehr mangelte es mir bisher in meinem Umfeld wohl eher an mit mir – in Bezug auf Interessen, Kenntnisse und/oder Arbeitsmethoden – kompatiblen Personen. Dass ich einige wenige solche Menschen gefunden habe, verdanke ich nicht zuletzt CyberLangues und Online-Fortbildungen, wo die Grundsteine meines beruflichen Netzwerkes gelegt wurden. So habe ich auch Chris Jaeglin und Jürgen Wagner kennengelernt, wofür ich CyberLangues äußerst dankbar bin. Mit Chris Jaeglin bin ich auch momentan dabei, ein Twitterprojekt auf die Beine zu stellen, welches anfänglich zwei, später eventuell mehr Klassen dazu animieren soll, gemeinsam per Twitter Geschichten zu schreiben und so ihre Kreativität, Spontaneität und auch ihre Sprach- und Schreibfertigkeit (auf Deutsch bzw. Französisch) zu trainieren.

Neben Twitter gibt es noch viele weitere Tools, mit Hilfe derer man mit Kollegen zusammenarbeiten oder die man im Unterricht einsetzen kann, um SchülerInnen zur Zusammenarbeit anzuregen:

  • JogEduc (=JogTheWeb für den Bildungsbereich), auf dem man Webseitensammlungen zusammenstellen, diese jeweils annotieren oder mit Leitfragen versehen kann
  • GoogleDocs zum gemeinsamen Verfassen von Dokumenten jeglicher Art
  • PiratePad, bei dem es ebenfalls um gemeinsame Textproduktion geht, hier erhält jedoch zusätzlich jeder User eine eigene Textfarbe, sodass eher ersichtlich wird, wer was beigetragen hat
  • Wallwisher, eine virtuelle Pinnwand, auf der man beispielsweise Reaktionen von SchülerInnen sammeln kann (z.B. Hör- und Sehverstehen, Grammatik…) – die SchülerInnnen können Links und Medien in ihre Postings einbinden, der Lehrer kann die einzelnen Postings moderieren und abändern
  • Vyew, ein interaktives Whiteboard, auf dem man z.B. einen Stundenablauf simulieren und Medien sowie Dateien einbinden kann
  • Twitter, um gemeinsam Geschichten zu verfassen (s.o.) oder auch um neue Grammatik zu üben (z.B. Sätze mit dem Gérondif twittern)
  • Popplet, ein Tool um gemeinsam Mindmaps anzufertigen (s. hierzu: Le Carnaval)

Je nachdem, welchen Nutzen man aus der Zusammenarbeit schlagen möchte, wird man mit einiger Zeit herausfinden, welches Tool für welche Aufgabenstellung am geeignetsten ist. Im Prinzip sind der Phantasie bei der Anwendung jedoch keine Grenzen gesetzt und es geht wohl eher um individuelle Präferenzen als um die Frage, ob etwas per se geeignet ist.

Ich habe im Unterricht bereits Erfahrungen mit GoogleDocs, Popplet und Twitter gesammelt. Nach den ersten Gehversuchen ist mein Fazit, dass SchülerInnen durchaus lernen können, diese Werkzeuge gewinnbringend einzusetzen, wenn man ihnen Zeit geben kann, sich mit den einzelnen Diensten auseinanderzusetzen, ihnen beratend zur Seite steht und ihnen den Nutzen durch konkrete Beispiele näherbringt. Voraussetzung ist natürlich, dass man einen gut ausgestatteten Computerraum zur Verfügung hat.

6. Lektion: Mit SchülerInnen veröffentlichen

Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, SchülerInnen kreativ tätig werden zu lassen.

All diese Dienste bieten inzwischen die Möglichkeit, zu ihnen zu verlinken oder einen Einbettcode zu generieren, den man auf einer Webseite oder einem Blog einfügen kann. Somit kann man zum Beispiel das ganze Schuljahr über auf einem Blog Arbeitsergebnisse sammeln, Lernfortschritte einzelner SchülerInnen festhalten und gemeinsam etwas „erschaffen“. Ob der Blog passwortgeschützt ist oder nicht spielt hierbei keine Rolle, auch wenn ich persönlich keinen Nutzen darin sehe, den Blog zu sperren. Immerhin ist das Internet selbst auch für alle Internetnutzer zugänglich und die Inhalte eines solchen Blogs dürften keinerlei Gefährdung unserer SchülerInnen darstellen. Wissen die SchülerInnen jedoch, dass die Ergebnisse auch von Fremden eingesehen werden können, so sind sie vielleicht noch motivierter, möglichst gute Produkte herzustellen. Wenn die Eltern bereit sind, ihr Einverständnis zu geben, den Blog öffentlich zu machen, dann kann eventuell auch die Schulgemeinschaft dadurch gestärkt werden, dass andere SchülerInnen sehen, was ihre SchulkameradInnen geschaffen haben.

Ich nutze seit Jahren Blogs, die von meinen SchülerInnen mitgestaltet werden. Hier erscheinen dann auch die Ergebnisse von Projekten, sowohl digitalen als auch herkömmlichen (z.B. eingescannte auf Papier gemalte Comics bei den jüngeren SchülerInnen). Es ist stets eine Freude, am Schuljahresende festzustellen, wie viel man im Laufe eines Jahres gemacht hat – und ich hoffe, einige meiner SchülerInnen sehen dies genauso.

Einige der oben genannten Dienste habe ich bereits mit meinen SchülerInnen genutzt, andere habe ich vor, demnächst zu nutzen. Die, die ich bereits ausprobiert habe, konnten leider nicht unter idealen Voraussetzungen genutzt werden, da die technische Ausstattung an unserer Schule zu wünschen übrig lässt und die SchülerInnen sich daher meist mit einer theoretischen Einführung in die Tools begnügen und die praktische Arbeit zu Hause erledigen mussten – mit den damit verbundenen Schwierigkeiten und der Tatsache, dass ich nur per Email erreichbar war, um Fragen zu beantworten.

7. Lektion: Sprachaufnahmen mit Schülern erzeugen

Da der heutige Fremdsprachenunterricht in Europa großen Wert auf die Kommunikationsfähigkeit legt, ist es wichtig, die SchülerInnen zum Reden zu animieren. Bei einer Klassengröße von oftmals mehr als 30 SchülerInnen ist es jedoch illusorisch, dass jeder Schüler ausreichend Möglichkeit hat, seine Sprechfähigkeit zu trainieren – ganz zu schweigen von der Tatsache, dass manche SchülerInnen sich aus Angst vor Fehlern im Unterricht nicht gerne mündlich beteiligen.

Die Seite ipadio, die ich bisher noch nicht kannte, bietet z.B. an, per Telefon oder Handy-App Aufnahmen anzufertigen und live zu streamen. Dies ist besonders heute, wo viele SchülerInnen ein Smartphone besitzen, die wohl einfachste Möglichkeit, eine Sprachaufnahme anzufertigen und zu veröffentlichen bzw. in einen Blog einzubetten. Eine direkte Integration von ipadio gibt es unter anderem zu WordPress, Facebook, Posterous, Blogger und Twitter.

Ebenso können natürlich die weiter oben genannten AudioDropboxVoxopopVocaroo oder Voicethread verwendet werden, dies jedoch vornehmlich vom PC aus, was eventuell bedeuten kann, dass man die Aufnahmen vor der Veröffentlichung auf einem Blog noch ins gewünschte Format bringen oder z.B. eine Plattform finden muss, auf der man Audio-Files hosten kann und die einen Einbettcode zur Verfügung stellt.

Vorsicht ist bei Sprachaufnahmen lediglich in Punkto Datenschutz geboten, da auch hier die Erlaubnis der Eltern für die Veröffentlichung notwendig ist. Eventuell lohnt es sich, zu Beginn eines Schuljahres die Projekte, die im Laufe des Schuljahres mit Hilfe des Internets bewerkstelligt und veröffentlicht werden sollen, aufzulisten, um eine einzige Unterschrift der Eltern für alle Projekte zu benötigen.

Da ich vor kurzem mit einer Oberstufenklasse eine Serie von Podcasts produziert habe und mich just mit dem Problem konfrontiert sah, dass ich den Podcast ohne allzu großen Aufwand für meine SchülerInnen zugänglich machen wollte, bin ich sehr dankbar für diesen Tipp, sodass ich beim nächsten Podcast nicht erneut auf die recht umständliche Lösung, die Audio-Files bei Dropbox zu hosten und sie von einem mit Hilfe eines Drittanbieters erstellten und anschließend auf meiner Webseite eingebetteten Mediaplayers von dort abspielen zu lassen. Beim nächsten Podcast wird also sicherlich alles anders … ! 🙂

8. Lektion: Arbeiten mit Bildmaterial

Es gibt natürlich auch die unterschiedlichsten Möglichkeiten, Sprechanlässe anhand von Bildmaterial zu bieten.

  • Photobabble bietet SchülerInnen die Möglichkeit, ein Foto mündlich zu kommentieren
  • Memoov erlaubt es, online kurze Zeichentrickfilme zu erstellen
  • Glogster ist – wie schon erwähnt – ein Tool, mit dem man multimediale Poster erstellen kann
  • VideoQuizBuilder ermöglicht es, ein Youtube-Video mit Fragen zu versehen

Auch hier sind die Ergebnisse in externe Webseiten und Blogs einbettbar.

Bis auf Glogster waren mir diese Tools bisher nur am Rande begegnet und ich hatte noch keine Möglichkeit, sie anzuwenden. Allerdings erscheint mir besonders der VideoQuizBuilder als äußerst interessant, da meine SchülerInnen durch Videos weitaus mehr motiviert werden als durch reine Bildimpulse.

9. Lektion: Über den Tellerrand schauen

Es gibt natürlich auch zahlreiche Webseiten, die es dem engagierten Lehrer ermöglichen, über den Tellerrand hinauszuschauen und neue Impulse zu bekommen.

  • Réseau FLE, ein Netzwerk von Lehrern, die Französisch als Fremdsprache unterrichten
  • CCC, ein Netzwerk, welches erlaubt, mit Kollegen in Kontakt zu treten, zusammenzuarbeiten und gemeinsam Projekte zu realisieren
  • EduWiki, eine Zusammenstellung von Online-Tools für Lehrer
  • AllWeb2, eine Zusammenstellung von guten Internetseiten
  • Second Life, wo es ebenfalls Online-Konferenzen für den Bildungsbereich gibt

10. Lektion: Möglichst viel Spaß mit seinen SchülerInnen haben 😀

… und nie vergessen, dass man doppelt so viel lernt, wenn es Spaß macht und man gar nicht merkt, dass man dabei etwas lernt.

Fazit

Chris Jaeglin hat es geschafft, innerhalb von 90 Minuten eine Vielzahl an Informationen zu vermitteln ohne die weniger erfahrenen TeilnehmerInnen zu überfordern oder die Erfahreneren unter uns zu langweilen. Fragen wurden jederzeit aufgegriffen und beantwortet und parallel kam es im Chat zu ergänzendem Erfahrungsaustausch. Dies geschah in einer äußerst entspannten Atmosphäre, die nicht zuletzt durch die gekonnte Moderation seitens Jürgen Wagner entstand, jedoch auch durch die ruhige und besonnene Art des Vortrags seitens Chris Jaeglin. Es war eine Freude, ihm zuzuhören, wie er die Theorie mit anschaulichen Praxisbeispielen verband und somit interessante Projektideen mit vermittelte.

Ich persönlich habe aus dieser Fortbildung sehr viele neue Ideen mitgenommen und werde in den nächsten Wochen sicherlich den einen oder anderen Tipp genauer unter die Lupe nehmen und diejenigen auswählen, die ich für meine SchülerInnen als geeignet erachte.

Bildquellen

Share.

Comments are closed.