Das SAMR-Modell

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Das SAMR-Modell geht auf Dr. Ruben Puentedura zurück und stammt aus dem Jahre 2006. Sein Anliegen ist es, Lehrkräfte dabei zu unterstützen, Technologie in ihre Arbeit zu integrieren. Dabei geht es jedoch nicht darum, Technologie mit aller Gewalt zu nutzen, weil sie nun mal angeschafft wurde, sondern es geht um das Betrachten der unserer Arbeit zugrunde liegenden pädagogischen Ziele. Daher ist das SAMR-Modell auch kein Stufenmodell, auf dem man langsam und mit der Zeit „aufsteigt“, wie dies viele Darstellungen suggerieren.

Aus diesem Grund bevorzuge ich die folgende grafische Darstellung des SAMR-Modells von Sylvia Duckworth und edappadvice.

Credits: Sylvia Duckworth & edappadvice | All Rights Reserved

Unserem Handeln als Lehrkraft liegt das Wohl der uns anvertrauten Kinder und Jugendlichen zugrunde, denen wir unzählige Möglichkeiten bieten möchten, zu Lernen und damit ein pädagogisches Ziel zu erreichen. Diese Ziele sind heute nicht mehr nur auf den Wissenserwerb begrenzt, sondern schließen auch vielfältige Kompetenzen ein.

Sehen wir unsere Aufgabe darin, die Lernenden mit auf eine Entdeckungsreise zu nehmen und für Sie – und auch uns – unbekanntes Terrain zu erkunden, so müssen wir uns stets der Frage stellen, wie wir das pädagogische Ziel, welches einerseits auf gesetzlichen Vorgaben, andererseits auf unseren Kompetenzen und Erfahrungen beruht, möglichst gut gemeinsam erreichen können. Dabei kann die Technologie uns unterstützen.

Die fünf Bereiche des SAMR-Modells sind die folgenden:

  1. Keine Technologie: Diesen Ansatz verfolgen wir, wenn jegliche uns zur Verfügung stehende Technologie keinerlei positiven Einfluss auf das Erreichen des pädagogischen Ziels könnte.
  2. Substitution (Ersetzen): Das pädagogische Ziel kann durch das Ersetzen eines analogen Mediums durch ein digitales Medium besser erreicht werden. Z.B. die Nutzung eines PDF-Ausdrucks statt der gedruckten Variante eines Buchs oder eines Arbeitsblatts.
  3. Augmentation (Erweiterung): Das pädagogische Ziel kann besser erreicht werden, wenn ein digitales Medium zum Einsatz kommt, dessen Funktionalität über die des analogen Mediums hinausgeht. Beispielsweise ein interaktives Buch, in dem nicht nur Texte, sondern auch MP3-Dateien, Videos, Animationen und/oder interaktive Übungen enthalten sind.
  4. Modification (Veränderung): Dank der uns zur Verfügung stehenden Technologie können wir die Aufgaben, die wir den Lernenden zu meistern geben, so verändern, dass Sie die Möglichkeit haben, das pädagogische Ziel besser zu erreichen. So kann z.B. ein interaktives Poster sich besser dazu eignen, fremdsprachliche Kompetenzen zu erwerben, weil jeder einzelne Lernende einen mündlichen Teil dazu beitragen kann und handlungsorientiert an die zu meisternde Herausforderung herangegangen werden kann.
  5. Redefinition (Neudefinition): Hier können dank der zur Verfügung stehenden Technologie viele Parameter, die für selbstverständlich angesehen werden, in Frage gestellt werden: Die Rollen von Lehrkräften und Lernenden, Ortsgebundenheit, usw. So kann das pädagogische Ziel der interkulturellen Kompetenz beispielsweise besser erreicht werden, wenn zwei Partnerklassen aus verschiedenen Ländern in einer gemeinsamen Lingua Franca gemeinsam mit Hilfe von 360°-Fotos die Schule der jeweils anderen Gruppe erkunden.

Die Bereiche der Substitution und der Augmentation werden in vielen deutschen Erklärungen des Modells als Verbesserung des Lernens dargestellt, während die Bereiche Modification und Redefinition als Veränderung des Lernens beschrieben werden. Diese Auffassung teile ich nur bedingt: Für mich bedeutet Enhancement eher eine Ergänzung von Unterricht und Transformation die Transformation des Lernens. Damit sind die ersten beiden Begriffe eher als lehrerzentrierte bzw. -gesteuerte Szenarien zu verstehen, in denen Schüler tendenziell eher auf der passiven Empfängerseite stehend, während bei der letzten beiden die Lernenden im Mittelpunkt stehen und zu aktiv Handelnden werden, die ihr Lernen autonom selbst mitbestimmen. Natürlich macht es noch einen Unterschied, ob beispielsweise im Bereich der Augmentation die Lehrkraft eine LearningApp erstellt oder ob dies die Lernenden übernehmen, aber es bleibt ein Festhalten an der Idee von Übungen, die man in Lehrbüchern findet und die selten anwendungsorientiert genug sind, um nachhaltiges Lernen zu begünstigen. Außerdem wird auch hier das Erstellen der Übungen in der Regel von der Lehrkraft diktiert.

Ich habe des Weiteren den Eindruck, dass Deutschland an vielen, wenn auch nicht allen, Orten im Bereich dieser Ergänzung stehen geblieben ist und Tablets eher um der Technologie und der Methodik Willen angeschafft werden als aus pädagogisch-inhaltlichen Gründen. Ich kann mir wenige bis gar keine Szenarien vorstellen, in denen ein digitales Buch (sei es nun als Ersatz für das gedruckte Buch oder mit erweiterten Funktionen) substanziell dazu beiträgt, dass ein pädagogisches Ziel besser erreicht wird. Aus diesem Grund wird digitalen Lehrszenarien auch oft vorgeworfen, reine Spielerei zu sein. Denn möchte man die Potenziale von digitalen Medien wirklich für zeitgemäße Bildung nutzen, muss umgedacht werden, und Umdenken ist leider nicht so bequem wie das Festhalten an schon längst überholten Konzepten der Wissensvermittlung. Damit möchte ich nicht sagen, dass es ohne Wissen geht, sondern vielmehr dass Wissen angeleitet auch von den Lernenden selbst akquiriert und dann im Anschluss handlungsorientiert angewandt werden kann.

Für mich ist es deshalb klar, dass die dringend notwendige Transformation des Lernens ein Infragestellen von Bekanntem mit sich bringt und dass die Technologie dabei helfen kann, den Kindern und Jugendlichen Chancen zu bieten, Wissen und Kompetenzen zu erwerben, die sie für ihre – und unsere – Zukunft benötigen. Denn sie sind es, die an der Gestaltung der Gesellschaft aktiv und kompetent teilhaben sollen. Dazu benötigen sie vielfältige Kompetenzen.

Ergänzung: Juni 2021

Nach einigen sehr interessanten Fortbildungen (s. „Zertifikate“ hier) bin ich zu dem Schluss gelangt, dass ich den Bereich der Transformation aufteilen würde in einen Bereich der Transition (Modification) und einen Bereich der Transformation (Redefinition).

Credits: Erweiterung: Stephanie Wössner | Grafik: © Sylvia Duckworth & edappadvice | CC BY-ND 4.0 International

© Sylvia Duckworth & edappadvice (gekauft) mit eigenen Ergänzungen

Mehr zu dieser Idee hier.

Bildquellen

  • SAMR: Sylvia Duckworth & edappadvice | All Rights Reserved
  • SAMR erweitert: Erweiterung: Stephanie Wössner | Grafik: © Sylvia Duckworth & edappadvice | CC BY-ND 4.0 International
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