Laufende Webprojekte im Englisch- und Französischunterricht

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Seit mehreren Jahren arbeite ich mit Weblogs im Fremdsprachenunterricht. D.h. in meine Note fließen nicht nur mündliche und schriftliche Noten ein, sondern zu 10% auch Projekte, die von meinen SchülerInnen innerhalb einer bestimmten Zeit angefertig werden müssen. So ist es auch für leistungsschwächere SchülerInnen möglich, Engagement zu zeigen. Das zu erkennende Engagement fließt in die Note des Projektes mit ein.

Hingegen ist es natürlich – wie bei allen zu Hause angefertigten Schülerarbeiten – weniger kontrollierbar, wer das Projekt im Endeffekt angefertigt hat. Da wir als LehrerInnen jedoch unsere SchülerInnen und ihre Leistungsfähigkeit relativ schnell einschätzen können, ist es mir bisher meist möglich gewesen, sowohl Plagiate – vor denen im Vorfeld unter Ankündigung von Sanktionen gewarnt wurde – als auch die Verwendung von Onlineübersetzern ist somit klar erkennbar. Plagiate können dank Internetwerkzeigen eindeutig nachgewiesen werden, die Verwendung von Onlineübersetzern schlägt sich automatisch im sprachlichen Teil der Note nieder, da es bei der Verwendung solcher Dienste automatisch zu einer Mischung aus gut und schlecht übersetzten Sätzen kommt, die Grund genug für eine Sanktionierung durch die Note ist.

Inhaltlich haben sich die Projekte seit Anfang nicht verändert: die Blogeinträge müssen einen Bezug zur englisch- bzw. französischsprachigen Welt haben und sich auf aktuelle Themen beziehen. Aus welchem Bereich – Populärkultur, Politik, Gesellschaft, … – die Beiträge kommen ist gleichgültig und soll die SchülerInnen dazu animieren, ihre eigenen Interessen mit einfließen zu lassen. Optional können die Beiträge Videos (am besten von Youtube) und Fotos enthalten. Quellen müssen inzwischen angegeben werden. Thematische Überschneidungen sind (klassenübergreifend) nicht erlaubt, sodass die SchülerInnen auch die Blogeinträge der Mitschüler lesen müssen.

Form und  Zeitpunkt der Projekte haben sich innerhalb der letzten Jahre durch Erfahrungswerte stark verändert. Anfangs verpflichtete ich meine SchülerInnen zur Nutzung von WordPress in Verbindung mit einem eigenen Useraccount und die vier erforderlichen Blogeinträge mussten zu einem beliebigen Zeitpunkt innerhalb von jeweils 2-3 Monaten veröffentlicht werden. Dies brachte mehrere Probleme mit sich: Erstens hatten einige Eltern Bedenken aus Datenschutzgründen im Bezug auf die verpflichtende Registrierung bei WordPress. Zweitens verloren die SchülerInnen regelmässig ihre Passwörter für WordPress. Drittens hatten viele SchülerInnen Probleme beim Umgang mit dem Userinterface von WordPress. Viertens hatte das die relativ freie Zeiteinteilung zur Folge, dass die meisten Einträge innerhalb der letzten 36 Stunden veröffentlicht wurden.

Seit diesem Schuljahr nutze ich neben WordPress auch noch Twitter. Aufgrund der vereinfachten Veröffentlichungsmodalitäten verlange ich Blogeinträge inzwischen ab der 7. Klasse und Twitter- und Blogeinträge parallel ab der 8. Klasse. Lediglich in den Jahrgangsstufen 1 und 2 habe ich auf ein Weblog ganz verzichtet, da es in der Oberstufe erfahrunsgemäß zum einen immer wichtiger wird, sich kurz und prägnant ausdrücken zu können, zum anderen auch der Zeitfaktor durch das nahende Abitur mit ins Spiel kommt. Da es dennoch Teil des Bildungsplans der Oberstufe ist, dass die SchülerInnen über aktuelle Ereignisse im englischsprachigen Ausland Bescheid wissen, ist Twitter der ideale Dienst, um sich in Kooperation (beide Jahrgangsstufen zusammen) mit möglichst wenig Zeitaufwand auf dem Laufenden zu halten.

Inzwischen werden Blogeinträge per Email veröffentlicht, lediglich Twittereinträge werden direkt über Twitter veröffentlicht, weshalb sich die SchülerInnen bei Twitter registrieren müssen. Hierfür ist jedoch lediglich die Angabe von Vorname und erstem Buchstaben des Nachnamens notwendig, die Emailadresse und der Username sind beliebig wählbar. Weitere Angaben sind nicht verpflichtend und ich bitte meine SchülerInnen darum, keinerlei solcher Angaben zu machen. Um mich abzusichern, kläre ich meine SchülerInnen zu Beginn des Schuljahrs über meine Erwartungen, Nutzen und Gefahren des Internets auf und weise sie auf bestimmte Maßnahmen hin, wie sie sich schützen können bzw. im schulischen Bereich sollen. Die Kenntnisnahme dieser Informationen lasse ich mir durch eine Unterschrift bestätigen und kläre auch die Eltern im Rahmen eines Elternbriefes darüber auf (was diese ebenfalls durch ihre Unterschrift bestätigen).

Konkret bekommen die SchülerInnen von mir in bestimmten Abständen einen Zeitplan, aus dem ersichtlich wird, innerhalb welcher Woche ihr Beitrag (pro Schuljahr zwei Tweets und zwei Blogeinträge) zu schreiben ist. Somit informieren sich die SchülerInnen gegenseitig über das ganze Schuljahr verteilt über aktuelle Entwicklungen im betreffenden Kulturkreis in kurzer Form (Tweets: 140 Zeichen incl. Hashtag der Klassen, Blogeinträge in Klasse 7 und 8: 5 Sätze, ab Klasse 9: 10 Sätze). Die Zusammenarbeit, sowie die Notwendigkeit, sich (in der Fremdsprache) kurz zu fassen, gehören dabei mit zum Lernziel. Tweets und Blogeinträge sind sowohl auf meiner Webseite, als auch auf der (freiwilligen) Facebookgruppe – hier sogar automatisch klassenübergreifend – per RSS-Feed eingebunden, sodass die SchülerInnen schnell an die gewünschten Informationen kommen können.

Passwortgeschützt sind die Beiträge nicht, da ich es für wichtig halte, dass meine SchülerInnen den Umgang mit dem „realen“ Internet lernen, welches in den seltensten Fällen durch Passwörter geschützt ist. Hingegen achte ich stets darauf, dass die SchülerInnen keinerlei personenbezogener Daten oder Fotos von sich mit veröffentlichen. Aus dem Blog und dem damit verbundenen Impressum ist natürlich ersichtlich, zu welcher Schule die Beiträge zuzuordnen sind, ebenso ist die Klasse daraus ersichtlich. Was schülerbezogene Daten angeht, so sind einzig der Vorname und der erste Buchstabe des Nachnamens verpflichtend (aus benotungstechnischen Gründen). Wer darüber hinaus den Nachname angibt, so ändere ich dies bei Blogeinträgen stets nachträglich ab, bei Twitter kann ich dies jedoch nicht beeinflussen.

Geplant sind für die Zukunft Projekte in Kooperation mit Kollegen im Ausland über Twitter. Hierbei sollen die SchülerInnen gemeinsam und abwechselnd Geschichten in der jeweiligen Fremdsprache schreiben, was zum einen zum kreativen Umgang mit der Sprache beiträgt, zum anderen jedoch auch die interkulturelle Kompetenz fördert.

 

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