Was ist Innovation?

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Der Begriff „Innovation“ ist in den letzten Jahren zum Modebegriff geworden. Er wird häufig gleichgesetzt mit der Nutzung oder Integration von Technologie. Im Bildungsbereich wird deshalb häufig von „innovativem Unterricht“ gesprochen, wenn man meint, dass Tablets eingesetzt werden.

Wenn man sich den Begriff der Innovation jedoch genauer anschaut, so wird klar, dass in vielen Bereichen der Bildung aber auch im Businessbereich längst nicht alles innovativ ist, was so bezeichnet wird.

Ganz allgemein muss man zwischen den Begriffen „Invention“ und „Innovation“ unterscheiden. Beide haben zum Ziel, ein vorhandenes Produkt oder einen vorhandenen Prozess qualitativ zu verbessern. Eine Invention liegt vor, wenn basierend auf Lernprozessen und auf Forschungserkenntnissen ein Problemlösepotenzial erkannt wird. Hierbei handelt es sich erst einmal um eine theoretische Idee, die ausgearbeitet wird. Zur Innovation wird diese Idee, wenn sie nachhaltig praktisch umgesetzt wurde und – egal ob in digitaler oder analoger Form – eine tatsächliche Problemlösung darstellt.

Auf den Bildungsbereich übertragen ist Innovation also die nachhaltige Umsetzung von neuen Ideen, die auf Lernprozessen basieren und von denen man nicht nur denkt, dass sie aktuelle Probleme lösen, sondern die dies auch nachweislich tun. Eine wichtige Frage bleibt hier natürlich, an was man eine qualitative Verbesserung messen kann, denn mit standardisierten Tests, die nicht zu den neuen Praktiken passen, dürfte dies schwierig werden. Der Erfolg eines innovativen Ansatzes kann jedoch festgestellt werden, indem nach Hinweisen geschaut wird, dass überfachliche und fachliche Lernziele erreicht wurden. Diese Aufgabe muss nicht unbedingt nur der Lehrkraft zufallen, sondern kann Lernende als Teil des innovativen Prozesses mit einbeziehen. Erfolgreiche Ansätze müssen dann verstetigt und anhand von Evaluationsmaßnahmen weiterentwickelt werden, um zu einer nachhaltigen Innovation zu führen.

Aus der Wirtschaft weiß man, dass viele Innovationsprojekte aus ganz unterschiedlichen Gründen scheitern. Man weiß jedoch auch, dass Unternehmen, in denen Innovation gelingt, überdurchschnittlich profitabel sind. Dabei ist es wichtig zu verstehen, dass aus Misserfolgen auch gelernt werden kann. In allen Fällen hängt der Erfolg jedoch davon ab, dass nicht nur technische Neuerungen eingeführt werden, sondern dass sich die Unternehmenskultur und das Mindset der Mitarbeiter grundlegend verändern.

Arten der Innovation

Es gibt ganz unterschiedliche Formen der Innovation, die teilweise aufeinander aufbauen. Besonders präsent sind in den Medien Produktinnovationen, wie zum Beispiel das Smartphone. Sie basieren auf inhaltlich neu ausgerichteten Produkten, die für die bisherige oder eine neue Zielgruppe gedacht sind. Daher handelt es sich zum Beispiel bei digitalen Lehrwerken nicht um eine Innovation, sondern lediglich um eine Ausweitung des Produktportfolios, an dem sich konzeptionell nicht viel geändert hat und welche nicht dazu geführt hat, dass bestehende Probleme gelöst wurden. Das gleiche gilt für neue Fortbildungskonzepte in Form von Webinaren oder den Einsatz von digitalen Endgeräten oder Tools im Unterricht.

Eine weitere Art von Innovation ist die Prozessinnovation, die idealerweise ein Resultat von Produktinnovationen ist. Aufgrund der Verzahnung mit einem größeren System ist sie jedoch komplexer und benötigt mehr Zeit, um sich durchzusetzen. Am Beispiel des Smartphones haben wir beispielsweise in den letzten zehn Jahren gesehen, wie das Internet mobil geworden ist, wie Dienstleistungen (z.B. Smartphone-Banking, mobile Bankkarten) neu gedacht geworden sind und auch digitale Ausweise, einschließlich des Corona-Impfausweises, sind mittlerweile in Planung bzw. in vielen Ländern längst Realität.

Die Ziele der Prozessinnovation sind in der Regel Effizienz, Qualität und Flexibilität. Denkbare Prozessinnovationen gibt es im Bildungsbereich viele:

  • Eine Transformation des Lernens durch den Übergang vom Lehren zum kompetenzorientierten Lernen. (Link: Zukunftsorientiertes Lernen)
  • Individuelle Fortbildungsformate, die Prozesse mit dem Ziel der Nachhaltigkeit begleiten.
  • Die Nutzung von Synergiepotenzialen durch die Förderung der 4K (Kommunikation, Kollaboration, Kreativität, Kritisches Denken) sowie von Demokratiebildung und Persönlichkeitsbildung innerhalb der Schule und zwischen Schulen (s. Michael Fullan: 6Cs of Deep Learning).
  • Die nachhaltige Schulentwicklung (z.B. mit Hilfe eines Medienentwicklungsplans).

Weitere Arten der Innovation, die im Bildungsbereich interessant sind, sind die Organisationsinnovation, die auf strukturellen Veränderungen beruht, und die kulturelle Innovation, die das Lernen mit dem sozialen Bereich verknüpft.

Dieser Text basiert auf einem ebenfalls von mir geschriebenen Text, der unter einer CC BY-SA-Lizenz auf der Seite des Landesmedienzentrums Baden-Württemberg veröffentlicht wurde. 

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