Online-Fortbildungen und Fortbildungen in Second Life

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Seit dem Colloque CyberLangues in Marly-le-Roi bin ich durch die gezielte Suche, aber auch auf Umwegen auf mehr und mehr Blogs gestoßen, die im Bezug auf Web 2.0 und Fremdsprachenunterrich sehr ergiebig sind. Sie enthalten weniger Theorie, haben dafür aber umso mehr Praxisbezug und konkrete Umsetzbarkeit (mit leichten Modifikationen) im Unterricht.

Genau diesen Praxisbezug hatte ich bisher bei gewöhnlichen Präsenzfortbildungen vermisst, die mich meist einen ganzen Tag (und meine SchülerInnen mindestens eine Stunde Unterricht) kosteten, wobei der reelle „Wissenszuwachs“ bei mir im Rückblick Richtung Null tendierte. Oftmals hielten mich allein schon die Titel der Fortbildungen, etwa „Geschlossene Aufgabenstellungen in der Oberstufe“ davon ab, mich anzumelden, da es für mich nicht ersichtlich ist, wieso ich zu diesem Thema einen ganzen Tag mit einer Menge äußerst wissbegieriger Kollegen verbringen sollte, die zu jedem Detail unzählige, für mich absolut irrelevante da zu wissenschaftlich orientierte Fragen stellen, während für mich beim obigen Beispiel der offenen Fragestellung lediglich die Frage wichtig ist, wie ich solche Fragen zu formulieren habe und was ihr Nutzen sein soll. Um dies zu lernen, würde es vermutlich genügen, mir ca. 20 solcher Fragen anzuschauen und mich darüber zu informieren, wieso dieser Fragentyp in der Oberstufe konkret wichtig ist (z.B. Prüfungsanforderungen) und wie ich meinen SchülerInnen beibringen kann, wie sie mit solchen Fragestellungen umzugehen haben. Der analytische Teil meines Gehirns würde dann aller Wahrscheinlichkeit nach den Rest erledigen und mich zur Erkenntnis bringen, dass diese Art der Fragestellung dazu dienen soll, die SchülerInnen dazu zu animieren, genau zu lesen und die so erhaltenen Informationen selektiv weiterzuverwenden. Dies wiederum würde mich – mit Hilfe der überaus hilfreichen Lehrermaterialien der Lehrmittelverlage – sicherlich dazu befähigen entsprechende Aufgaben zu formulieren, sofern ich nicht aus Zeitersparnis sowieso auf einen fertigen Klausurvorschlag zurückgreifen würde (der eventuell natürlich noch der Lerngruppe angepasst werden müsste).

Ich möchte hier keinesfalls missverstanden werden. Natürlich sind pädagogische Gesichtspunkte bezüglich der Aufgabenstellung wichtig. Ebenso wichtig ist es, sich nicht nur mit dem Stoff auszukennen, den man den SchülerInnen vermitteln möchte, sondern auch das „wie?“ und das „warum?“ zu kennen. Jedoch ist mir bereits im Referendariat klar geworden, dass ich mit meiner Zeit haushalten muss, wenn ich bei einem vollen Deputat mit 25 Wochenstunden, davon bis zu 8 Stunden in der Kursstufe, nicht den Eindruck erlangen möchte, nie genügend leisten zu können, um meiner Aufgabe gerecht zu werden. Daher verlasse ich mich gegebenenfalls auf vorhandene Lehrer- und Zusatzmaterialien und vertraue darauf, dass sie von einem hervorragenden Team mit profundem pädagogischen Hintergrundwissen erstellt und vom Verlag geprüft und für wertvoll erachtet wurden.

Für viel sinnvoller halte ich es, sich in den Bereichen fortzubilden, die einen interessieren und die man zudem – vielleicht im Gegensatz zu anderen Kollegen – als für den Unterricht verwendbar einschätzt, mögen sie auch unkonventionell sein. Nur wenn der eine Kollege eher in Richtung der traditionellen Lernmethoden tendiert und ein anderer sich am anderen Ende des Spektrums befindet und moderne Methoden anwendet erhalten die SchülerInnen eine möglichst umfassende Ausbildung und lernen auf vielfältige Art und Weise an Probleme und Aufgabenstellungen heranzugehen. Gerade in den Fremdsprachen bietet es sich aufgrund des kommunikativen Faktors an, die neuen Medien einzubinden. Nur eine Mischung aus Tradition und Moderne wird sich meiner Meinung nach im Endeffekt als produktiv erweisen.

Da mein Interesse an ortsgebundenen Fortbildungen also seit jeher gering war, begann ich mich für ein Fernstudium im Bereich Francais Langue Etrangère (FLE) zu interessieren. Schnell stellte ich jedoch fest, dass es von den Anforderungen her unmöglich sein würde, ein komplettes Fernstudium sinnvoll zu betreiben und gleichzeitig einem vollen Lehrauftrag gerecht zu werden. Außerdem bin ich bereits ausgebildete Französischlehrerin, welche nicht noch einen Mastertitel braucht, um eine Anstellung zu finden. Auf meiner weiteren Suche stieß ich auf das Angebot des CNED in Poitiers, welches Fortbildungen im Bereich FLE (3 Module à 40 Stunden) anbot. Ich schrieb mich also sukzessiv für zwei solcher Module ein und lernte eine ganz andere und weitaus überzeugendere Herangehensweise an das Unterrichten der französischen Sprache kennen, als dies während meiner Ausbildung der Fall war.

Im Anschluss an CyberLangues nun stieß ich dank Herrn Wagner auf das Angebot des Landesinstituts für Pädagogik und Medien in Saarbrücken. Diese Online-Seminare behandeln stets sehr konkret formulierte Themen, die man sicherlich nicht als gewöhnliche Fortbildung und vermutlich auch nicht unbedingt in Form eines Buches finden würde und sie basieren auf den Erfahrung der ReferentInnen, was sie realitätsnah und auf den eigenen Unterricht übertragbar machen.

Bei weiteren Recherchen stieß ich im Netz auf mehrere Aufzeichnungen solcher Online-Seminare zu für mich sehr interessanten Themen (z.B. Computerspiele im Fremdsprachenunterricht). Des Weiteren wurde ich dank Twitter darauf aufmerksam, dass auch in Second Life Konferenzen zum Fremdsprachenunterricht (wie SLanguages 2011) stattfinden, deren TeilnehmerInnen und ReferentInnen aus der ganzen Welt kommen. Mehr Diversität kann man wohl nicht verlangen.

Noch bin ich dabei dieses große Universum an Möglichkeiten zu erkunden und die für mich interessanten und relevanten Angebote herauszufiltern. Nach der Teilnahme an einigen Veranstaltungen bin ich jedoch jetzt schon sicher, dass ich in Zukunft noch eine Menge von KollegInnen lernen werde können und freue mich auf diese Kooperation mit Gleichgesinnten. Es ist beruhigend zu wissen, dass man nicht (ganz so) verrückt ist, wie man dies aus einigen Blicken schließen könnte, die einem gelegentlich zugeworfen werden, wenn man erwähnt, mit welch „unkonventionellen“ Methoden man sich auseinandersetzt.

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