Ein Creative Gaming-Lernabenteuer: Das antike Rom

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Das Thema des antiken Rom spielt für Europa eine bedeutende Rolle, da die Antike einen entscheidenden Einfluss auf die europäische Geschichte und Kultur hatte, den man noch heute sehen und spüren kann. Es taucht in den meisten Bildungsplänen spätestens in Klasse 6 auf. In der Regel gibt es dazu auch schon Vorkenntnisse aus der Grundschule oder dem Elternhaus (z.B. durch Reisen oder Zeichentrickfilme wie Asterix und Obelix). Diese Vorkenntnisse können dabei helfen, dass die Lernenden bereits über gewisse Vorstellungen verfügen, wie es in Rom aussah und so ihre Kreativität Starthilfe bekommt. Da es nicht nur wichtig ist, sich neues Wissen aus Büchern und aus Vorwissen zu erarbeiten, sondern in der 5./6. Klasse auch der Erwerb von Medienkompetenz (u.a. die Bereiche Suchen und Finden, Quellen beurteilen, Produzieren und Präsentieren) eine wichtige Rolle spielt, können hier auch Grundkenntnisse in diesem Bereich reaktiviert und wiederholt werden, um die Informationen, die in Büchern oder Materialien der Lehrkraft zu finden sind, zu ergänzen.

Es gibt ganz unterschiedliche Möglichkeiten, das antike Rom zu thematisieren. Dies kann natürlich in einem Fach wie Geschichte geschehen, doch bietet es sich besonders im Kontext eines Creative Gaming-Projekts mit Minecraft oder Minetest an, ein fächerverbindendes und gegebenenfalls auch jahrgangsübergreifendes Projekt durchzuführen.

  • Möchte man vor allem die geschichtliche Seite des antiken Rom beleuchten, können beispielsweise die Fächer Geschichte und Latein ein gemeinsames Projekt realisieren. Da Geschichte in der Regel lediglich ein einstündiges Fach ist, bei dem es schwierig sein kann, Wissen präsent zu halten, bietet Game-based Learning zum einen eine Möglichkeit, die Aufmerksamkeit der Lernenden nicht zu verlieren, zum anderen besteht die Möglichkeit, mit dem Fach Latein zusammenzuarbeiten, für das das antike Rom ebenfalls eine wichtige Rolle spielt.

    Allerdings können auch MINT-Fächer mit eingebunden werden: So können mathematische Kenntnisse Anwendung finden, wenn es um die maßstabsgetreue Darstellung des antiken Rom geht, während das Fach Chemie etwas beitragen kann, indem Rohstoffe abgebaut und Baumaterialien hergestellt werden. Und auch Algorithmen können verwendet werden, um beispielsweise den Abbau von Rohstoffen zu automatisieren.

  • Die Seite von Minecraft Education bietet viele Impulse für verschiedene Fächer und Altersklassen.

    Zusätzlich können natürlich nach dem Bau weitere kreative Projekte angeschlossen werden, wie beispielsweise das Leben im antiken Rom in verschiedenen Gesellschaftsschichte. Hier könnte Digital Storytelling oder auch Transmedia Storytelling zum Einsatz kommen.

    Bei allen Projektideen werden diverse Kompetenzen gefördert, die im Kontext des zukunftsorientierten Lernens von großer Bedeutung sind: 21st Century Skills, die 4K bzw. die „6C of Deep Learning“, Demokratiebildung, Computational Thinking, (Medienbildungs)kompetenzen wie Problemlösen, Präsentieren, Informationskompetenz, usw.

  • Durchgeführt kann solch ein Projekt je nach Komplexität mit Minecraft oder auch der Open Source-Variante Minetest.

    Für Minecraft gibt es sogar fertige Karten, die importiert werden können, wie beispielsweise Romecraft. Sowohl bei Minecraft als auch bei Minetest bietet es sich an, Modpacks zu installieren, die dabei helfen, ein so großes Projekt umzusetzen. Dazu gehören sowohl passende Baublöcke als auch Mods wie WorldEdit.

    Um die Kommunikation möglichst einfach zu gestalten, kann ein Mumble-Server mit einem Kanal pro Gruppe aufgesetzt werden, sodass es eine datenschutzrechtlich einwandfreie Lösung gibt, wie sich die Spieler im Spiel unterhalten können.

  • Phase 1: Thematischer Einstieg

    Die Lernenden besprechen in Kleingruppen ihre Vorkenntnisse. Nachdem das Vorwissen aller Gruppen beispielsweise auf einem Padlet zusammengetragen wurde, wird die Aufmerksamkeit auf Bauwerke gelenkt. Die Lerngruppe legt sich auf einige Bauwerke fest, die fürs Erste im Vordergrund stehen sollen. Diese Bauwerke werden auf verschiedene Gruppen verteilt.

    Phase 2: Recherche

    Die Lerngruppen recherchieren ihre Bauwerke und sammeln die Ergebnisse auf einem eigenen Padlet. Dazu gehören sowohl Fotos als auch Informationen, Baupläne usw. Hier ist zu beachten, dass das Thema Urheberrecht bekannt sein muss, sodass ggf. urheberrechtlich geschützte Bilder nur als Link auf das Padlet gepostet werden bzw. die notwendigen Lizenzangaben (z.B. CC-Lizenzen) richtig verwendet werden.

    In dieser Phase sollte es in etwa in der Mitte eine kurze Präsentations- und Feedbackphase in der Gesamtlerngruppe geben. Das Feedback wird dann im Rest der Recherchephase als Grundlage für die weiteren Recherchen verwendet.

    Phase 3: Einführung in Minetest oder Minecraft

    Da vermutlich nicht alle Lernenden sich mit Minecraft oder Minetest auskennen, ist es nötig, dass die Lernenden den Umgang mit der Avatarsteuerung und Grundlagen zum Bauen erlernen. Hier können Lernende mit Erfahrung die Lernenden ohne Erfahrungen unterstützen. Zur Steuerung kann ein Übungsparcours aufgebaut werden, um das Bauen zu erlernen, kann in kleinen Gruppen gemeinsam ein Haus gebaut werden.

    Zum Umgang mit Mods wie WorldEdit kann bei der Gruppenbildung darauf geachtet werden, dass pro Gruppe ein erfahrener Minecraft- oder Minetestspieler mit von der Partie ist, der hier eine Expertenrolle innehat und die Nutzung der erweiterten Funktionen übernimmt.

    Phase 4: Konzeptionhase

    Nun besprechen die Gruppen, wie sie beim Bau vorgehen wollen. Die Konzeption wird im Plenum kurz vorgestellt.

    Im Idealfall hat die Lehrkraft in der virtuellen Welt bereits die Eckpunkte der Bauwerke gesetzt, sodass die Gruppen sich nicht im Maßstab vertun. Außerdem können, ggf. durch einen Mod, auch ein Bauplan und weitere Informationen zum Bau am Bauplatz zur Verfügung stehen.

    Phase 5: Bauen

    Nun bauen die Gruppen ihre Monumente.

    Phase 6: Erkunden

    Die Lernenden haben die Gelegenheit die Bauwerke der anderen Gruppen zu erkunden

    Phase 7: Reflexion

    Die Lernenden reisen als Zeitreisende in die Vergangenheit. Diese Zeitreise sollen sie filmisch dokumentieren und mit nach Hause ins 21. Jahrhundert bringen.

    In dieser Phase schreiben die Lernenden kleine Rollenspiele, die sie dann in der virtuellen Welt drehen. Dabei integrieren sie Gespräche mit Römern, bauen lateinische Sprachkenntnisse ein und wiederholen, was sie alles über ihre Bauwerke gelernt haben.

    Die Rollenspiele werden mit Hilfe eines Screencasting-Tools aufgenommen (bei Android-Tablets: native Screencasting-App, bei PCs z.B. mit OBS). Die Dialoge können sie getrennt davon auf einem Padlet aufnehmen und beim Videoschnitt einfügen oder sie direkt über Mumble aufnehmen, falls die technische Möglichkeit besteht. Der Videoschnitt kann dann mit einem beliebigen Programm erfolgen, z.B. Openshot. Hier kann natürlich auch noch kreative vorgegangen werden und die Lernenden können sich mit der Greenscreen-Technologie selbst nach Rom „transportieren“.

    Phase 8: Feedback

    Die in Phase 7 entstandenen Filme können nun auf dem Padlet zur Dokumentation gesammelt und gemeinsam angeschaut werden. Dann können die Lernenden Feedback auf dem Padlet hinterlassen und/oder es wird mündlich ein Feedback gegeben.

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