Design Thinking kann im engeren Sinn als eine Methode zur Entwicklung von Innovationen verstanden werden, durch die kreative Lösungen für reale Probleme gefunden und mit System umgesetzt werden können. Wir leben jedoch im Zeitalter der digitalen Transformation. Deshalb müssen wir uns mit einem weitreichenden kulturellen Wandel auseinandersetzen, der strategische, organisatorische und soziokulturelle Veränderungen mit sich gebracht hat, die sich dynamisch weiterentwickeln werden. Dies bedeutet, dass wir in Zukunft Innovation nicht als eine punktuelle Veränderung, sondern als einen dynamischen Prozess sehen müssen. Angelehnt an diese Erkenntnis ist Design Thinking im weiteren Sinn ein Mindset, eine Einstellung, Veränderungen zu begegnen und Innovation zu leben. Design Thinking ist in diesem Kontext gleichzeitig auch als eine Methode von vielen zu sehen, um Problemen offen gegenüberzutreten und sie kreativ zu lösen. Eine weitere Methode ist z.B. Scrum.
Design wird hierbei als alltägliche Aktivität gesehen, die dabei hilft, Innovationen zu entwickeln und auszugestalten, in Bekanntem Neues zu sehen und Dinge aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Das Ziel des Design Thinking ist es, Innovation und Effizienz zu vereinen, nicht zwischen ihnen zu wählen.
Es gibt viele Bereiche, in denen Design Thinking eingesetzt werden kann. Dazu gehören Produktentwicklung, Prozessgestaltung und -optimierung, Strategieentwicklung, Team- und Werteentwicklung und Changemanagement. Besonders die Entwicklung von Werten und der Umgang mit Veränderungen sind Teil eines jeden Design Thinking-Prozesses.
Die Idee des Design Thinking gibt es schon seit Ende der 1950er. In den 1990ern entwickelte sich daraus eine Geschäftsidee, die u.a. die Beratungsfirma IDEO und das Hasso Plattner Institute of Design at Stanford (d.school, 2005) hervorbrachte. Ein Beispiel für das Ergebnis eines Design Thinking-Prozesses ist die Apple-Maus (1980) als erste Consumer-Maus für einen Personal Computer. Sie wurde von den IDEO-Gründern gemeinsam konzipiert bevor sich die drei Unternehmer entschlossen, IDEO zu gründen.
Der Design Thinking-Prozess besteht aus Sicht der führenden Vertreter, IDEO und d.school, aus 6 Phasen, die auf eine Design Challenge zurückgehen: Verstehen, Beobachten, Synthese, Ideen finden, Prototypen konzipieren, Test (s. Hasso Plattner et al.: Design Thinking. Innovation lernen – Ideenwelten öffnen. Mi-Wirtschaftsverlag 2009. S. 114). Die Grundprinzipien des Prozesses sind Interdisziplinarität, Iteration und die Tatsache, dass der Mensch im Mittelpunkt der Überlegungen steht („human-centered“). Dies bedeutet, dass man nicht die Potenziale der Technik ausreizt, sondern Empathie für Nutzer entwickelt und die Technik Mittel zum Zweck ist.
Der Design Thinking-Prozess findet immer im Rahmen von einem Workshop statt, da Kreativität Raum und Zeit braucht. Es gibt einen Moderator, der den Prozess leitet, sowie ein interdisziplinäres Designteam und Tester.
Es gibt eine Reihe von Regeln, die den Design Thinking-Prozess unterstützen. Dazu gehört u.a.
- nicht zu kompliziert zu denken und zu sagen, was man denkt
- wilde Ideen zu haben, auch wenn sie im Endeffekt vielleicht nicht umsetzbar sind
- ein wertschätzendes Miteinander
- oft und früh zu scheitern
Genau diese Regeln machen den Design Thinking-Ansatz für das zukunftsorientierte Lernen im 21. Jahrhundert besonders wertvoll, auch wenn es auf den ersten Blick vielleicht nicht danach aussieht.
Dieser Text basiert auf einem ebenfalls von mir geschriebenen Text, der unter einer CC BY-SA-Lizenz auf der Seite des Landesmedienzentrums Baden-Württemberg veröffentlicht wurde.
Bildquellen
- Design Thinking: UX Indonesia | Unsplash